Michael Köhlmeier “Das Philosophenschiff“

Der Autor Michael Köhlmeier lebt in Hohenems/Vorarlberg und in Wien. Er ist 1949 geboren und ist durch seine Nacherzählungen der „Nibelungen“, der Mythen der griechischen Antike, sowie diverser Märchen bekannt geworden. Michael Köhlmeier hat eine Reihe von Romanen geschrieben und ist vielfach ausgezeichnet worden.

Die 100-jährige Frau Professor Anouk Perleman-Jacob lernt Michael Köhlmeier kennen und trifft mit ihm die Vereinbarung, dass sie ihm ihre Lebensgeschichte erzählt und er diese niederschreibt. Sie hat ihn gewählt, weil er als Schriftsteller gilt, dem man nicht alles glaubt, was er schreibt. Sie möchte ihm erzählen, was niemand sonst weiß, und wenn es keiner glaubt, ist es ihr auch recht. Auf jeden Fall will sie es erzählen und festhalten lassen.

Anouk Perleman-Jacob ist eine berühmte Architektin, sie lebt in einer Villa in Hietzing. Sie ist 1908 in Petersburg in einer jüdischen Familie geboren, ihr Vater war ein bekannter Architekt, ihre Eltern gehörten der gesellschaftlichen Oberschicht an. Sie erlebten die Russische Revolution mit und wurden 1917 – nach einigen Übersiedlungen – ihrer Besitztümer und ihrer Würde beraubt. Der Familie gelingt die Flucht nach Paris. Dort haben sie mit vielen anderen russischen Flüchtlingen Kontakt. Für die Führer der Russischen Revolution sind alle Intellektuellen schwer verdächtig, sie werden als Feinde eingestuft. Als die Familie Perleman-Jacob nach Petersburg zurückkehrt, werden sie verhaftet.

Die Verhöre sind Täuschungsmanöver, tatsächlich stehen alle Urteile fest: Die Feinde der Revolution werden ermordet – es sind Hunderttausende.

Die Famili Perleman-Jacob wird von der Geheimpolizei auf einen Luxusdampfer deportiert und ins Exil geschickt. Das Ziel der Fahrt ist Deutschland. Anouk Perleman-Jacobi erlebt viele aufregende und Angst machende Situationen auf dieser Fahrt. Ein Ereignis, das sie bisher niemandem erzählt hat, vertraut sie jetzt Michael Köhlmeier an.

Die Fahrt endet in Deutschland, wo ihre Eltern nach neun Jahren Selbstmord begehen.

Dieses Werk Köhlmeiers ist ein leicht lesbares, spannendes Buch. Im Mittelpunkt stehen die Thermen von Gewalt und Macht. Das so genannte „Philosophenschiff“ hat es tatsächlich gegeben. Mit ihm wurden Mitglieder der Intelligenzija der russischen Gesellschaft ins Exil gebracht. Sie wurden zwar als bedeutungslos, aber als „potenzielle Waffen“ in den Händen der Feinde der Russischen Revolution eingestuft.

Spannend, interessant.

Lesenswert!!!

Prof. Münzer-Jordan

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