Pat Barker "Die Stille der Frauen"

Pat Barker ist 1943 geboren. Sie lebt mit ihrer Familie in Durham, England. Sie hat erst mit vierzig Jahren zu schreiben begonnen, 1982 erschien ihr erster Roman „Union Street“. Bis heute hat sie 15 Romane veröffentlicht. Pat Barker hat außerordentlich viele Preise erhalten, unter anderen den WELT-Literatur Preis und den Booker Prize.

„Die Stille der Frauen“ ist der erste Band einer Nacherzählung des Trojanischen Krieges, Er beginnt mit der Eroberung von Lyrnessos durch Achill und seine griechischen Verbündeten. Dort muss Königin Briseis zusehen, wie Achill alle Männer tötet, auch ihre Brüder. Der Palast wird geplündert, die Sklavinnen vergewaltigt. Es herrscht Schrecken und Todesangst. Die königliche sowie die adeligen Familien werden auf ein Schiff gebracht, und nachdem dieses im Heerlager der Griechen, das vor Troja liegt, gelandet ist, wird über deren Schicksal entschieden.

Briseis wird Achill als Sklavin zugeteilt. Sie ist in großen Teilen des Buches die Ich-Erzählerin. Sie berichtet über ihre Erlebnisse mit Achill, über ihre im Ansatz freundschaftliche Beziehung zu Patrokles, dem engsten Vertrauten des Achill. Sie beschreibt das Leben der gefangenen Frauen und die Kämpfe der Griechen gegen die Trojaner.

Als ein alter Priester des Gottes Apoll den Anführer und König Agamemnon bittet seine Tochter Chryseis, die ihm als Sklavin zugesprochen war, gegen Lösegeld freizugeben, weigert sich Agamemnon. In der Folge bricht im Lager die Pest aus und schließlich muss Agamemnon sie doch freigeben. Als Ersatz nimmt er Briseis in seinen Gewahrsam. Darüber ist Achill so erzürnt, dass er nicht mehr kämpft. Erst als Patrokles in seiner Rüstung gegen die Trojaner antritt und dabei von Hektor getötet wird, nimmt Achill wieder an den Kämpfen teil. Er tötet Hektor und treibt den Sieg der Griechen voran, bis er selbst im Kampf getötet wird.

Briseis, die von Achill schwanger ist, wird nach seinem Tod die Frau von Alkimos, einem Berater des Achill.

Die Vermutungen, dass der Trojanische Krieg tatsächlich stattgefunden hat, siedeln ihn im 12.-13. Jahrhundert vor Christus an. Die Autorin zeichnet in bildhafter Sprache ein Bild dieser Zeit, in der die Männer vor allem kämpfen, töten und Männerfreundschaften schätzen. Die Frauen müssen sich unterordnen, sie sind völlig abhängig und ausgeliefert. Die Götter spielen eine zentrale Rolle, da alle Phänomene, die sich die Menschen damals nicht erklären konnten, den Göttern zugesprochen wurden.

Pat Barker hat über eine Welt voller Mythen einen interessanten, mitreißenden Roman geschrieben. Sie ist eine große, begnadete Erzählerin.

Spannend, bewegend!

Sehr lesenswert!!!

Prof. Münzer-Jordan

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