Lukas Bärfuss „Die Krume Brot“

Der Autor Lukas Bärfuss ist 1971 in Thun geboren. Er ist ein erfolgreicher Dramatiker, schreibt Romane, die in 20 Sprachen übersetzt wurden, und ist als streitbarer Publizist tätig. Er lebt in Zürich, ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Lukas Bärfuss hat zahlreiche Preise erhalten, unter anderem den Georg-Büchner-Preis.

Adelina, die Hauptfigur des Romans, wird Anfang der 70er Jahre in Zürich geboren. Ihre Familie sind italienische Einwanderer. Ihr Großvater, ein überzeugter italienischer Nationalist und Anhänger von Mussolini, verachtet seinen Sohn Mario, er verhindert nicht, obwohl er die Möglichkeit dazu gehabt hätte, dass dieser in den Krieg muss, weil er hofft, dass der Sohn dabei umkommt. Mario, der später Adelinas Vater wird, überlebt, er heiratet und zieht in die Schweiz. Er ist ein unglücklicher, erfolgloser Mensch. Er stirbt früh, Adelina muss ihre Lehre zur Näherin abbrechen, ihre Mutter überlässt ihr die ansehnlichen Schulden des Vaters und beginnt ein neues Leben mit einem anderen Mann.

Adelina lernt Toto kennen, einen italienischen Gastarbeiter, und nachdem sie ihre gemeinsame Tochter Emma geboren hat, verlässt Toto sie. Einige Monate schickt er ihr noch Geld, dann hört sie nichts mehr von ihm. Sie ist mit ihrem Kind auf sich allein gestellt. Adelina, die keine Ausbildung hat, arbeitet als Hilfsarbeiterin in einer Suppenfabrik, dann in einer Bar. Sie kämpft um das Überleben.

Adelina trifft auf Emil, einen begüterten Mann, der sie verehrt, ihre Schulden bezahlt und mit dem sie eine Lebensgemeinschaft eingeht. Aber sie wird nicht glücklich, sie liebt Emil nicht. Als dieser sich von Adelina hintergangen fühlt, nimmt er ihr das Einzige, das sie noch verlieren kann, ihre Tochter Emma.

Lukas Bärfuss greift in seinem Buch „Die Krume Brot“ viele interessante Themen auf: Welche Last das Erbe unserer Vorfahren sein kann; in welchem Ausmaß uns dieses Erbe – unverschuldet – an einem gelungenen Leben hindern kann; inwiefern uns Bildung ermöglicht, uns aus Abhängigkeiten zu befreien.

Ein Buch, das einerseits nachdenklich stimmt, indem es auffordert, die eigene Lebensqualität zu hinterfragen, und andererseits erschüttert, weil es Menschen beschreibt, die letztlich keine Chance haben.

Sehr lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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