Claire Keegan „Kleine Dinge wie diese“

Die Autorin von „Kleine Dinge wie diese“ ist 1968 geboren. Sie wuchs auf einer Farm in Irland auf und hat in Dublin studiert. Sie ist eine vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin und gilt als eine der wichtigsten der jungen irischen Generation. 2022 war sie mit „Kleine Dinge wie diese“ auf der Shortlist für den Booker Prize.

Handlungsort ist ein kleines Dorf in Irland. Nicht weit davon gibt es ein Nonnenkloster, zu dem eine Wäscherei gehört, sowie ein „Magdalenenheim“. Diese sogenannten Magdalenenheime waren Unterschlupf für gefallene Mädchen, die sonst in einer konservativen, katholischen Gesellschaft kein Unterkommen gefunden hätten. Die Unterbringung dieser gefallenen Mädchen (ledige Schwangere und Prostituierte) war kein Akt der christlichen Fürsorge oder Barmherzigkeit. Sie diente einerseits dazu, die Mädchen aus der Gesellschaft zu entfernen, und andererseits, um billige Zwangsarbeiterinnen zu gewinnen. Die jungen Frauen – es waren zehntausende – wurden wie Tiere gehalten und zur Arbeit gezwungen. Ihre Kinder wurden ihnen weggenommen, und falls diese nicht gestorben waren, zur Adoption freigegeben. Diese schrecklichen Gräueltaten standen unter dem Schutzmantel der Kirche und das volle Ausmaß dieser Verbrechen wird erst heute erforscht und erfasst.

Claire Keegan erzählt aus dieser Zeit die Geschichte von Bill Furlong. Dieser war ein lediges Kind, da sein Vater seine Mutter allein gelassen hatte. Zu ihrer Rettung durfte Furlongs Mutter mit ihrem Kind ihre Dienstbotenstelle behalten und beide wurden von der Arbeitgeberin gut behandelt.

Bill Furlong bleibt zeitlebens ein Außenseiter, kann aber mit Eileen eine Familie gründen, in der fünf Töchter groß werden. Er arbeitet viel und schwer, um seine Familie zu erhalten. Furlong liefert Heizungsmaterial ins Kloster und eines Tages findet er eine verwirrte, verängstigte junge Frau, die ihn bittet, sie zum Fluss mitzunehmen, damit sie sich ertränken kann. Von da an kann Furlong nicht mehr wie alle anderen wegschauen, er nimmt das Mädchen mit nach Hause und hofft, dass sich alles zum Guten wendet.

Claire Keegan hat auf berührende, feinsinnige Art von Bill Furlong erzählt, davon, wie er seiner Welt begegnet und wie er liebevoll und aufrichtig handelt. So fragt er sich, ob es „einen Sinn hatte, am Leben zu sein, wenn man einander nicht half.“

Unbedingt lesenswert!!!!

 

Prof. Münzer-Jordan

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