Raffaella Romagnolo „Das Flirren der Dinge“

Raffaella Romagnolo wurde 1971 in Italien geboren, sie unterrichtet Italienisch und Geschichte. Ihr Roman „Bella Ciao“ war ein großer Erfolg.

„Das Flirren der Dinge“ erzählt die Lebensgeschichte von Antonio Casagrande. Dieser wird am 13. Juni 1855 im Ospedale Maggiore in der Abteilung Findelkinder aufgenommen. Antonio ist auf einem Auge blind, meist trägt er eine Augenbinde und hat Sorge, dass ihn auf Grund seines Gebrechens kein Pate aus dem Waisenhaus holen wird.

Für den Fotografen Alessandro Pavia ist das bedeutungslos. Er wählt Antonio als seinen Lehrling und nimmt ihn mit. Er ist ihm wie ein Vater, lehrt ihn Lesen und Schreiben und bildet ihn als Fotograf aus. Er hat mit Antonio eine gute Wahl getroffen. Sie leben und fotografieren viele Jahre miteinander, bis Pavia auf Grund politischer Umstände fliehen muss.

Antonio ist nun selbständig, er wird ein erfolgreicher Fotograf. Sein blindes Auge hat scheinbar hellseherische Fähigkeiten: Schaut er mit ihm durch das Objektiv, sieht er Menschen, die er kennt, sterben. Bei einem Volksaufstand gegen den Hunger, der von der Polizei mit Gewalt niedergedrückt wird, sieht er zwei Frauen, Krankenschwestern. Er fotografiert sie und sieht mit seinem blinden Auge, dass die jüngere von ihnen sterben wird. Er versucht dies mit allen Mitteln zu verhindern. Es gelingt ihm nicht. Mit Caterina, der älteren Krankenschwester, entwickelt sich eine zaghafte Beziehung, die letztlich doch in eine Liebesheirat mündet. Gemeinsam ziehen sie Alessandro auf, dessen Mutter gestorben ist.

Madame Carmen, die ein Bordell führt, unterstützt Antonio immer wieder, indem sie ihm Aufträge vermittelt. Sie ist eine starke, wandlungsfähige Frau, die viele Katastrophen übersteht und sich neuen Zeiten gut anpassen kann. Im Alter lebt sie in der Nähe von Antonio und Caterina, sie nimmt an ihrem Leben teil.

Als Antonio nach vielen Jahren wieder den Tod eines geliebten Menschen voraussieht, findet er jetzt doch eine Möglichkeit, das Unglück zu verhindern.

Raffaella Romagnolo erzählt in „Das Flirren der Dinge“ eine interessante, manchmal etwas langwierige Geschichte. Der Hintergrund der Lebensgeschichte von Antonio ist der Kampf von Garibaldi und seiner Anhänger für ein unabhängiges, einiges Italien und es ist die Geschichte der Fotografie.

Interessant, lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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