Oliver Hilmes “Schattenzeit - Deutschland 1943: Alltag und Abgründe“

Oliver Hilmes ist 1071 geboren, er studierte Geschichte, Politik und Psychologie. Er promovierte in Zeitgeschichte und arbeitet für die Stiftung Berliner Philharmoniker. Er zählt zu den bekanntesten Sachbuchautoren im deutschsprachigen Raum, seine Bücher über Alma Mahler-Werfel und Cosima Wagner waren große Erfolge. „Berlin 1936. Sechzehn Tage im August“ wurde mit internationalen Preisen ausgezeichnet und vielfach übersetzt.

Im Mittelpunkt der Darstellungen über diese Zeit steht die Erzählung von Karlrobert Kreiten, einem jungen Pianisten aus holländisch-deutscher Familie. Er gilt als Genie, sein Lehrer bezeichnet ihn als eines der größten Klaviertalente, die er kennt. 1943 ist er 26 Jahre alt und dabei, eine Weltkarriere aufzubauen. Anlässlich eines Berliner Aufenthaltes wohnt Karlrobert Kreiten für einige Tage bei Ellen Ott-Monecke, einer Freundin seiner Mutter. Ellen ist eine eingeschworene Nationalsozialistin und Hitler besonders zugetan. Sie leugnet alle Gräueltaten des Regimes. Kreiter, der ein Gegner der Nationalsozialisten ist, fühlt sich durch den Fanatismus und den Leugnungswillen dieser Frau provoziert und spricht ihr gegenüber seine Überzeugungen gegen Hitler, das NS-Regime und den Krieg aus. Was er sagt, ist richtig, kann aber von der fanatischen, verblendeten Frau – wie von vielen in dieser Zeit – nicht erkannt werden.

In sensationshungriger und unüberlegter Weise erzählt sie ihren Nachbarn von dem Gespräch, sodass es die Runde unter vielen macht. Schließlich muss Frau Ott-Monecke das Gespräch zur Anzeige bringen.

Mit dieser Anzeige kommt die NS-Maschinerie in Bewegung, Kreiter wird verhaftet und trotz vieler Interventionen und bester anwaltlicher Vertretung nach einem halben Jahr Folter und Haft hingerichtet.

Hilmers zeichnet in seinem Buch ein Bild der Ereignisse von 1943. Er beschreibt verschiedene Schicksale und hält Spannungen fest. Während Goebbels den totalen Krieg verlangt, träumen Fanatiker vom „Endsieg.“ Er erzählt von Mitläufern und Menschen, die Widerstand geleistet haben, vom Alltag, von Propaganda. Berichtet wird auch von Hans Rosenthal, dem späteren Fernsehentertainer, und über die Augenzeugenberichte vom Prozess gegen die Geschwister Scholl.

Der Autor erzählt auf ergreifende, oft fassungslos machende Weise von einer unvorstellbar grauenhaften Zeit voll Gewalt und Tod.

Erschütternd! Interessant!

Unbedingt lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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