Cordelia Edvardson “Gebranntes Kind sucht das Feuer”

Die Autorin ist eine der Überlebenden des Holocaust. Sie lebte von 1929 bis 2012. Ihre Mutter ist die Schriftstellerin Elisabeth Langgässer. Bis 1943 hat sie in der Familie ihrer Mutter in Berlin gelebt. 1943 ist sie nach Theresienstadt und dann nach Auschwitz deportiert worden. Nach Kriegsende war sie in Schweden als Journalistin tätig. 1973 übersiedelte sie nach Israel, 2006 kehrte sie nach Stockholm zurück, wo sie 2012 gestorben ist.

„Gebranntes Kind sucht das Feuer“ ist ein autobiografischer Roman, die Erzählerin nennt sich selbst meist „das Kind“ oder „das Mädchen“. Cordelia ist das uneheliche Kind des Hermann Heller, eines jüdischen Juristen. Ihre Mutter Elisabeth Langgässer ist Halbjüdin. Sie ist für Cordelia eine dominante Mutter, die zurückgezogen in ihrer eigenen Welt voll Märchen und Mythologien lebt.

Cornelia fühlt sich zunehmend verunsichert, sie versteht nicht, warum ihre Begeisterung für den Bund Deutscher Mädchen von ihrer Mutter vehement abgelehnt wird, warum sie über die Arbeit ihrer Mutter nicht sprechen soll.

Sie verehrt ihre Mutter sehr und ist stolz darauf, dass sie schreibt und wunderbar Märchen erzählen kann. Elisabeth Langgässer versucht ihrer Tochter eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen, aber Cordelia spürt immer deutlicher, dass sie nicht wie die anderen ist, nicht dazugehören darf und sie fühlt sich zusehends bedroht.

1943 organisiert Elisabeth Langgässer, dass ihre Tochter von einem spanischen Ehepaar adoptiert wird und damit die spanische Staatsbürgerschaft erhält. In der Folge werden Mutter und Tochter zur Gestapo vorgeladen. Hier wird Cordelia vor die Wahl gestellt, entweder sie unterwirft sich freiwillig den Rassegesetzen der Nationalsozialisten, stimmt also ihrer Deportation zu oder man werde die Mutter des Hochverrats anklagen und bestrafen. „Das Mädchen blickte erneut zur Mutter und begegnete dem Ausdruck in ihren schönen braunen Augen; Augen, die mit einer Intensität strahlen und das Mädchen verzaubern konnten, die jetzt aber bis zum Rande gefüllt waren mit einem stummen, hilflosen Schmerz. Niemand sagte etwas, nichts musste gesagt werden, es gab keine Wahl, es hatte nie eine Wahl gegeben, sie war Cordelia, die ihr den Treueschwur hielt (…). Die Worte blieben ihr im Hals stecken, doch schließlich brachte sie sie hervor: „Ja, ich unterschreibe.“

Damit ist das Schicksal von Cordelia besiegelt. Sie wird ins KZ Theresienstadt und von dort ins KZ Auschwitz deportiert. Dort arbeitet sie als Schreibkraft für den KZ-Arzt Josef Mengele.

Die Autorin beschreibt auf beklemmende, erschütternde Weise ihr Leben im KZ. Sie kann überleben und geht 1945 mit dem Roten Kreuz nach Schweden. Dort arbeitet sie als Journalistin. Cordelia hat ihre Mutter nur noch einmal wieder getroffen.

„Gebranntes Kind sucht das Feuer“ ist die Beschreibung einer Mutter-Tochter-Beziehung, aus der sich viele Fragen ergeben - wie die nach Schuld oder der Realitätsverweigerung, um bedrohliche Gefahren nicht richtig einzuschätzen. Es ist ein erschütterndes Zeugnis der Verbrechen der Nationalsozialisten. Es ist ein wichtiges literarisches Dokument aus weiblicher Perspektive geschrieben.

Unbedingt lesenswert!!!

Prof. Münzer-Jordan

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