Doris Knecht “Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“

Die Verfasserin dieses Buches, Doris Knecht, ist in Vorarlberg geboren. Sie schreibt Kolumnen für das „Profil“, den „Falter“ und die „Vorarlberger Nachrichten.“ Ihr erster Roman „Gruber geht“, 2011 erschienen, war für den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde verfilmt. Doris Knecht hat den Buchpreis der Wiener Wirtschaft erhalten. Sie lebt in Wien und im Waldviertel.

Die Ich-Erzählerin und Hauptfigur dieses Romanes ist eine circa 50-jährige Frau. Sie ist Alleinerzieherin ihrer Zwillinge Max und Mila, die im Begriff sind, aus der mütterlichen Wohnung auszuziehen.

Die Ich-Erzählerin bezeichnet sich selbst als überempfindlich, sie spürt mehr als andere, nimmt mehr Schwingungen auf und oft überwiegen die negativen.

Der bevorstehende Auszug von Mila und Max ist ein großer Einschnitt in ihrem Leben und bringt dramatische Veränderungen. Sie muss die viel zu große Wohnung aufgeben, eine kleinere finden, die für sie auch bezahlbar ist.

Ihre vier Schwestern verstehen ihre Probleme nicht, sie haben alle für ihr Alter vorgesorgt, so dass die Protagonistin sich selbst als gescheitert ansehen muss. Sie hat keinerlei Vorsorge getroffen.

Sie muss, um in einer kleineren Wohnung Platz zu haben, viele Dinge weggeben. Beim Sortieren kommen auch die Erinnerungen und sie stellt fest, wieviel sie von dem, was ihr einmal wichtig schien, vergessen oder verloren hat. Viele Spuren ihres vergangenen Lebens sind unkenntlich geworden und es scheint ihr, als wären die Jahre vorbeigerauscht.

Die Ich-Erzählerin findet schließlich eine überraschende, glückliche Lösung für ihr Wohnproblem.

Die Autorin erzählt mit gutmütiger Ironie vom Übergang in einen neuen Lebensabschnitt und von dem damit verbundenen Erfordernis loszulassen.

Sie schreibt auch über die an Mütter gerichtete Erwartung, dass diese als Erzieherinnen und Versorgerinnen ihrer Kinder keine anderen Aufgaben haben und daher trostlos und verlassen zurückbleiben. Auch die Schwierigkeiten einer alleinerziehenden Mutter werden thematisiert.

Ein leicht lesbares Buch, das zum Nachdenken über eigene Wertigkeiten und Ziele anregt.

Lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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