Simon Strauss “Zu zweit“

Simon Strauss ist 1988 geboren, er studierte Altertumswissenschaften und Geschichte. Er lebt in Frankfurt und Berlin. Er ist Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Von ihm sind zwei Bücher „Sieben Nächte“ und „Römische Tage“ erschienen, zuletzt die Novelle „Zu zweit“.

„Zu zweit“ spielt in einer Welt, über die eine Flutkatastrophe hereingebrochen ist und in der eine große Leere herrscht. Der namenlose Protagonist, häufig der Verkäufer genannt, wacht auf, und als er das Haus verlässt, ist alles überflutet und keine Menschen sind zu sehen. Er macht sich auf den Weg, dabei denkt er an seine Vergangenheit, an das elterliche Geschäft für Teppiche und Vorhänge, an die Mutter, die eines Tages verschwunden war, an den Vater, der Selbstmord begangen hat, und daran, dass er das elterliche Geschäft führt.

Er hat immer schon den Dingen mehr Bedeutung gegeben als den Menschen. Dinge verlassen ihn nicht, nicht so wie Mutter und Vater. Er fragt die Dinge um ihre Erlaubnis, bevor er sie benützt, und redet mit ihnen. Er war immer schon zurückgezogen, seine Welt war das Geschäft und die Mansarde, in der er wohnt, und der Weg dazwischen.

Er denkt auch an die Vertreterin, die vor einiger Zeit bei ihm im Geschäft war und in die er sich gleich verliebt hat, ohne sich etwas anmerken zu lassen.

Der Verkäufer irrt durch eine überflutete, menschenleere Welt, schließlich springt er von einer Brücke in den Fluss. Er landet auf einem Floß, auf dem die Vertreterin, in die er verliebt ist, durch die Fluten treibt. Von da an gehen sie gemeinsam weiter. Schließlich landen sie in einer verlassenen Villa. Ob sie zueinander finden können oder ob sie überhaupt überleben, bleibt offen.

Der Autor der Novelle „Zu zweit“ schildert eine untergehende Welt, die gleichzeitig der Hintergrund eines Aufbruchs ist. Im Verkäufer, der sich nur auf seine Dinge verlassen hat, wächst die Sehnsucht nach einem Gegenüber, danach, zu zweit zu sein.

Der Teil des Buches, in dem es um die Erinnerungen des Verkäufers geht, ist spannend und nachvollziehbar. In der Folge ist zu vieles fantastischer Zufall: die Flut, das Floß, das Zusammentreffen mit der Vertreterin. Auch die Hoffnung des Verkäufers auf ein Leben mit der Vertreterin scheint kaum erfüllbar.

Lesenswert.

Prof. Münzer-Jordan

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