Tonio Schachinger “Echtzeitalter“

Der österreichische Schriftsteller Tonio Schachinger, der 1992 geboren wurde, hat mit seinem Roman „Echtzeitalter“ den Deutschen Buchpreis 2023 gewonnen.

Der Protagonist des Romans ist Till, der in Wien bei seiner Mutter lebt, seine Eltern sind geschieden und gemeinsam beschließen sie, dass Till das Marianum, eine Eliteschule, hinter der sich das Theresianum verbirgt, besuchen wird. Schon bald macht Till unangenehme Erfahrungen, sein Klassenvorstand ist der berüchtigte Professor Dolinar, der Deutsch und Französisch unterrichtet und seine Klasse unbarmherzig drillt, keine noch so kleinen Verstöße duldet und seine Schützlinge beschimpft und erniedrigt.

Immer wieder gerät auch Till ins Kreuzfeuer der Kritik, flüchtet sich in Computerspiele und wird ein As in Age of Empires 2. Sein Vater stirbt, er entdeckt den Raucherhof der Schule, schließt Freundschaft mit Feli und Fina und macht mit ihnen diverse Lokale in Wien unsicher, bis schließlich die Pandemie kommt und er gegen seine Erwartungen die Matura besteht, nachdem er vorher mit Feli in die Wohnung seines Vaters gezogen ist.

Nach bestandener Corona-Matura ist Till eines klar – die Schule war die Hölle und er ist froh, ihr entkommen zu sein.

„Echtzeit“ ist ein moderner Schulroman und so ist das Marianum und die Schulgemeinschaft auch der eigentliche Protagonist des Romans. Das Marianum ist ein eigenartiges Biotop mit Traditionen und Regeln, in dem Till gefangen ist und das genau so wenig mit dem „richtigen Leben“ zu tun hat wie Age of Empires 2, Tills Lieblingscomputerspiel. Folgerichtig endet der Roman auch, als Till die Schule verlässt und für ihn ein neuer Lebensabschnitt beginnt; völlig unklar bleibt, wie es mit ihm weitergehen und wie er sein Leben gestalten wird.

Tonio Schachingers „Echtzeit“ ist eine überzeugende Darstellung eines in sich geschlossenen Systems mit strengen Hierarchien und einigen Längen.

Trotzdem lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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