Veronique Bizot “Meine Krönung“

Die Verfasserin des Buches “Meine Krönung“, die 42-jährige Autorin und Journalistin, lebt in Frankreich. Sie war bisher mit mehreren Erzählbänden erfolgreich. Für dieses Buch hat sie den Grand Prix du Roman erhalten sowie den Autorinnenpreis Prix Lilas, der von der französischen Schriftstellervereinigung vergeben wird.

Die Hauptfigur in „Meine Krönung“ ist der Physiker Gilbert Kaplan, ein weit über achtzigjähriger Mann, der mit seiner Haushältern, Madame Ambrunaz, ein stilles, zurückgezogenes Leben führt. Madame Ambrunaz ist ihm bei allem behilflich und sorgt dafür, dass er bestimmte Aufgaben, wie sich pflegen, ordentlich anziehen, spazieren gehen, kleine Einkäufe machen, regelmäßig ausführt, um den Kontakt zur Außenwelt nicht ganz zu verlieren.

In dieses langsame, beschauliche Leben bricht die Nachricht, dass Kaplan geehrt werden und einen Preis erhalten soll, und bringt Bewegung hinein. Anerkannt werden seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Physik, deren Bedeutung erst jetzt voll durchschaut wird.

Kaplan steht der angekündigten Ehrung spöttisch gegenüber, er nennt sie „meine Krönung“, er erinnert sich nicht mehr, welcher Teil seiner wissenschaftlichen Arbeit jetzt so bedeutsam sein soll. Dadurch angeregt beginnt er über sein Leben nachzudenken. Er erinnert sich an seine Frau, in deren Zähne er sich verliebt hat. Sie haben einen gemeinsamen Sohn, und als seine Frau Selbstmord begeht, bleiben ihm nur ihre Zähne über.

Er erinnert sich an seinen Bruder, der ein erfolgreicher, bekannter Schriftsteller geworden ist und den er bei einer Lesung wiedertrifft. Seine Schwester Louise, die ihm besonders nahestand, ist vor vierzig Jahren mit einem Bischof durchgebrannt. Er hat nie wieder von ihr gehört. Alice, seine zweite Schwester, besucht ihn gelegentlich, er ist überzeugt, nur weil sie glaubt bei ihm für Ordnung sorgen zu müssen.

So ist ihm Madame Ambrunaz geblieben. Sie drängt ihn den Preis anzunehmen und bemüht sich, ihn dafür auszustatten. Wieder kommt ungewollt Bewegung in Kaplans Leben…wie, soll nicht verraten werden.

Veronique Bizot erzählt von ihrer Hauptfigur auf emphatische, unsentimentale Weise, bisweilen mit Ironie, aber mit einer dem Alter entsprechenden Milde.

Vergnüglich! Nachdenklich!

Sehr lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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