Paul Auster “Baumgartner”

Paul Auster ist 1947 in New Jersey geboren. Er ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Filmregisseur und Übersetzer. Von seinem umfangreichen Werk sind vor allem der Roman „Im Land der letzten Dinge“ und „New-York-Trilogie“ zu nennen. Er hat viele Preise erhalten. Paul Auster ist mit der Schriftstellerin Siri Hustvedt verheiratet; er ist an Krebs erkrankt.

Baumgartner, die Hauptfigur des gleichnamigen Romans, ist ein 70 Jahre alter Phänomenologe, der an der Universität in Princeton tätig war. Seit seiner Pensionierung widmet sich Seymor T. Baumgartner dem Schreiben philosophischer Bücher, vor allem schreibt er über Kierkegaard, daneben versinkt er in seinen Erinnerungen. Er lebt allein, denn vor zehn Jahren ist seine Frau Anna, eine bekannte Dichterin und Übersetzerin, bei einem Unfall gestorben. Baumgartner kann Anna nicht vergessen, für ihn war sie die Einzige, die er geliebt hat, und seine Aufgabe ist nun, herauszufinden, wie er ohne sie weiterleben kann.

Er spricht mit seiner toten Frau Anna, erzählt ihr alle Neuigkeiten und lässt sie an seinem Leben teilhaben. Er schreibt verliebte Briefe an sie, die er per Post an seine Adresse schickt.

Eines Tages läutet in Annas Zimmer das Telefon, das eigentlich nicht läuten kann, denn es ist seit Annas Tod abgemeldet. Als Baumgartner abhebt, hört er die Stimme seiner toten Frau. Sie erzählt ihm vom Tod als von einem großen Nirgendwo, einem geräuschlosen Vakuum, ohne Kontakt zu anderen Toten. Sie befindet sich in einer Art „Nachleben“ und vermutet, dass der Grund dafür bei ihm liegt. Solange er lebt und an sie denkt, würde ihr Bewusstsein von seinen Gedanken geweckt. Erst mit seinem Tod ist ihr Bewusstsein auf ewig gelöscht. Ihre Frage, ob er das verstehen kann, kann er nicht mehr beantworten, weil das Gespräch unterbrochen wird.

Baumgartner erkennt das Telefonat mit Anna als Traum, aber von da an ist es, als hätten sich die Umstände seines Lebens geändert. Er fühlt sich nicht mehr eingeschlossen in einen fensterlosen Raum, er gewinnt wieder Freude an Bewegung, der äußeren und inneren. Er plant ein neues Leben mit Judith, einer Freundin, der er einen Heiratsantrag macht. Obwohl Judith ablehnt, geht Baumgartners neu erwachtes Interesse an seinem Leben nicht verloren.

Die Figur des Baumgartners ist einerseits als alter Mann, der mit Geächze und Geschlurfe über sein Alter, seine Vergesslichkeit und den Verlust seiner geliebten Frau dahinlebt, der aber andererseits immer wieder noch Begeisterung, Hoffnung und Interesse an anderen Menschen hat, dargestellt. Er beginnt neue Projekte, schmiedet Pläne, er ist erfüllt vom Willen zu leben.

Das Ende seines Lebens bleibt offen.

Paul Auster hat einen Roman über die Tragik des Älterwerdens, über den Schmerz beim Verlust eines geliebten Menschen, über den Tod und das Leben geschrieben. Es ist eine spannende, berührende Geschichte geworden, in der es auch um Überschneidungen von Wirklichkeit und Traum geht.

Sehr lesenswert!!!

Prof. Münzer-Jordan

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